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Erfurt: 16,5 Millionen Eurogegen Dauer-Arbeitslosigkeit

09.04.2019
Aktuell
Endlich wieder ein richtiger Job: Im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit bekommt
die Stadt Erfurt zusätzliche 16,5 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt. Damit
werden bis zum Jahr 2022 insbesondere Lohnzuschüsse für Unternehmen bezahlt,
die Langzeitarbeitslose regulär anstellen. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt mit.
Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen aus dem
Bundesarbeitsministerium. Demnach erhalten die Jobcenter in ganz Thüringen im
Rahmen des „Teilhabechancengesetzes“ 118 Millionen Euro zur Förderung von
Langzeitarbeitslosen.
IG BAU-Bezirksvorsitzender Ralf Eckardt spricht von einem überfälligen „Kraftakt am
Arbeitsmarkt“. Die Bundesmittel könnten dafür sorgen, einen großen Teil der
Menschen, die oft seit Jahren ohne Job sind, in „Lohn und Brot“ zu bringen. Nach
Angaben der Bundesagentur für Arbeit gibt es in Erfurt aktuell rund
1.940 Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl ging zwar in den vergangenen zehn Jahren um
66 Prozent zurück – „ist aber mit Blick auf die gute Lage am Arbeitsmarkt immer noch
viel zu hoch“, so die IG BAU.
Die Gewerkschaft begrüßt insbesondere, dass sich die Zuschüsse an Tariflöhnen
statt nur am Mindestlohn orientieren. „Langzeitarbeitslose werden nicht als
Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt. Wenn im Betrieb ein Tarifvertrag gilt, dann
werden auch sie nach Tarif bezahlt und nicht mit dem Mindestlohn von aktuell
9,19 Euro pro Stunde abgespeist“, betont Eckardt.
Ein drängendes Problem in Branchen, die von körperlich harter Arbeit geprägt sind,
bleibe aber weiter ungelöst: In der Langzeitarbeitslosigkeit landen nach Beobachtung
der IG BAU auch viele Beschäftigte, die zu krank für eine vollschichtige Arbeit, zu
gesund für die Erwerbsminderungsrente oder zu jung für die Altersrente sind.
Es sei nicht einzusehen, warum langjährig Beschäftigte mit körperlichen
Einschränkungen erst in die Arbeitslosigkeit gehen müssten, bevor der Staat
Lohnkostenzuschüsse gewähre, so Eckardt. „Besser wäre es, ihre Kompetenz im
Betrieb zu halten und die Einsatzmöglichkeiten im Betrieb flexibel zu fördern. Eine
passende Lösung ist das von der IG BAU vorgeschlagene Altersflexi-Geld, das jetzt
schnell angepackt werden muss.“
Um Langzeitarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen, sei es zudem nötig, deutlich
mehr für die Qualifizierung zu tun, so der Gewerkschafter. „Wer seit Jahren arbeitslos
ist, muss erst einmal fit gemacht werden, um im Arbeitsalltag klarzukommen. Dabei
ist die technische Entwicklung rasant. Auf dem Bau waren Smartphones und Tablets
noch vor ein paar Jahren eine Seltenheit – heute ist der souveräne Umgang damit
häufig ein Muss.“
Das seit Januar geltende Teilhabechancengesetz sieht Lohnzuschüsse für
Langzeitarbeitslose für die Dauer von bis zu fünf Jahren vor. Für Menschen, die mehr
als sechs Jahre lang arbeitslos waren, übernimmt das Jobcenter die Lohnkosten über
drei Jahre voll. Bei Arbeitslosen, die mindestens zwei Jahre ohne Job waren, liegt der
Zuschuss für Unternehmen bei 75 Prozent im ersten und 50 Prozent im zweiten Jahr.
Weitere Infos gibt es im Netz auf der Seite des Bundesarbeitsministeriums:
www.bmas.de/DE/Schwerpunkte/Sozialer-Arbeitsmarkt/sozialer-arbeitsmarkt