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IG BAU warnt: Dem Bau in Erfurt droht ein Streik und ein „Wegrutschen von Fachkräften“

Bau-Tarifstreit: Heimische Bauunternehmen sollen Druck auf Arbeitgeberverbände machen

Kran
25.04.2024
Aktuell

Auf denBaustelleninErfurtkönnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne,Betonmischer
alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warntRalfEckardt.
DerBezirksvorsitzendeder IG BAUErfurtspricht von einer „extrem heiklen Phase für die
Bauwirtschaftinder Stadt“.



Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als Dauer-Nein-Sager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch in Erfurt richtig weh tun“, so Ralf Eckardt.


Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 135 Bauunternehmen in Erfurt. Aktuell arbeiten dort mehr als 2.150 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Eckardt.


Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Erfurt erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Ralf Eckardt deutlich.

Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen in Erfurt ihreneigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“:„Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oderder Bau steht still und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warntEckardt.

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk undBauindustrie in Thüringen hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeitbleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zumSchlichterspruch und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflationverursacht hat, endlich aufgefangen wird“.


Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe einerfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dannum weitere 4,95 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau in Erfurt beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit demder Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnenkann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Eckardt deutlich.
Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU,  von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigtenWohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträgeund Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel. EineTrendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“.