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Erfurter Zoll deckte 131 Mal schmutzige Praktiken in der Reinigungsbranche auf

Fassadenreiniger bei der Arbeit. Nicht immer jedoch geht es in der Branche sauber zu,bemängelt die IG BAU. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft fordert mehr Kontrollen vom Zoll.
©IG BAU
03.08.2017
Aktuell
Unsaubere Praktiken im Fokus: Der Zoll soll die Reinigungsbranche in der Stadt stärker
in den Blick nehmen. Das fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Nach Angaben
der Gebäudereiniger-Gewerkschaft überprüfte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS)
beim Hauptzollamt Erfurt im vergangenen Jahr 39 Reinigungsfirmen – das sind 41
Prozent weniger als noch im Vorjahr. Das Gewerbe machte 2016 damit lediglich 1,4
Prozent aller Arbeitgeber-Kontrollen im Bereich des Erfurter Zolls aus.
„Das ist eindeutig zu wenig“, kritisiert Ralf Eckardt. Nach Einschätzung des IG BAUBezirksvorsitzenden liegt nicht nur im Baugewerbe, sondern auch in der Reinigung
noch immer „vieles im Argen“: Lohn-Prellerei, Steuerhinterziehung oder nicht gezahlte
Sozialabgaben seien in der Region alles andere als eine Seltenheit, so die IG BAU. Das
bestätige die aktuelle Bilanz des Erfurter Hauptzollamtes: Demnach leitete die FKS im
letzten Jahr 131 Ermittlungsverfahren in der Gebäudereinigung ein. Eckardt: „Bei nur 39
geprüften Betrieben ist das eine ziemlich hohe Quote.“

Den Beamten sei dabei kein Vorwurf zu machen, betont der Gewerkschafter: „Die
Kontrolleure leisten eine enorm wichtige Arbeit. Es sind jedoch schlicht zu wenige.“ 331
Mitarbeiter zählte die Erfurter FKS nach IG BAU-Informationen Ende letzten Jahres.
„Ohne eine kräftige Aufstockung kommen die Prüfer ihren Aufgaben nicht hinterher“,
sagt Eckardt. Fehlende Kontrollen verstünden Wirtschaftskriminelle regelrecht als
Einladung, Recht und Gesetz zu umgehen.

Die Gewerkschaft beruft sich bei der Zoll-Statistik auf eine Auswertung des
Bundesfinanzministeriums für die Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Müller-
Gemmeke. Danach sank die Zahl der Kontrollen in der Gebäudereinigung zwischen
2015 und 2016 bundesweit um 21 Prozent.