Erfurt: 930 neue Wohnungen im vergangenen Jahr gebaut
IG BAU sieht Defizit beim sozialen Wohnungsbau | „Stärker auf Umbau setzen“
„Zusätzliche Wohnungen sind ein
wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten. Wichtig ist dabei das bezahlbare Segment. Und es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsbau noch mehr getan wird“, sagt Ralf Eckardt.
Der Bezirksvorsitzendeder IG BAU Erfurt sieht insbesondere die Politik in der Pflicht.
Der Wohnungsbau in der Region könne nur dann Power zeigen, wenn in Berlin beim Bund und bei der Thüringer Landesregierungdie richtigen Weichen gestellt würden. „Die Bundesregierung hat 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollen Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel istdie Ampel-Koalition noch weit entfernt.
Hier ist aber auch die Landespolitik gefordert“, soEckardt. Im vergangenen Jahr sind laut Statistik bundesweit lediglich 293.400 neue Wohnungen entstanden–4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem erschweren knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen derzeit den Neubau, so die Gewerkschaft. Hinzu kämen ein hoher
Fachkräftebedarf und unzureichende staatliche Förderungen.
Um vor allem „den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen“, schlägt die IGBAU ein „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“ vor. Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde nach Angaben der Gewerkschaft so um zehn Prozent günstiger. „Außerdem müssen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen. Es wird höchste Zeit, dass Genehmigungsverfahren schlanker und schneller werden. Zwischen Bauantrag und Baubeginn geht oft wertvolle Zeit verloren“, betont Eckardt.
DerIG BAU-Bezirksvorsitzendeverweist auf eine enorme Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude. „In Erfurt schlummert ein großes Potentialin der Umnutzung von Altbauten. So lassen sich bei vielen Wohngebäuden, Büro-, Geschäfts-und Parkhäusern Dachetagen aufstocken. Dazu kommt– durch mehr Homeoffice– der Umbau von Büros zu Wohnungen.“ Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbedarf für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.
An die Adresse der heimischen Baubranche macht der Gewerkschafter deutlich: „Viele Firmen suchen dringendFachkräfte, um die Aufträge bewältigen zu können. Aber qualifizierte Maurer und Zimmerleute gewinnt nur, wer anständige Löhne zahlt und gute Arbeitsbedingungen bietet.“ Baubeschäftigte sollten sich nicht unter Wert verkaufen und auf einer tariflichen Bezahlung bestehen. Genug zu tun gebe es allemal, so Eckardt.